371 Kilometer, 3200 Höhenmeter , über 13 Stunden netto im Sattel….

Samstagmorgen, 2 Uhr 10 Minuten. Wecker klingelt. Draußen vertrautes Rauschen. Es regnet. Wäre ja an sich wurscht, aber nicht gerade heute! Um 4 Uhr ist Abfahrt mit den Rennrädern an den Gardasee geplant. Nonstop, wohlgemerkt! Kaffee rein, Zeug ist ja schon hergerichtet, Rad verstaut im Auto. Meeting ist in Blaichach. Schüchterner Blick aufs Handy, ob denn einer der Mitfahrer (am Start Anita, Werner und ich) ein Whats Appchen geschickt hat, dass wir unter diesen Witterungsbedingungen (stolze 10 Grad) die Sache doch verschieben. Erwartungsgemäß keine Nachricht, war klar! Also rein in die Karre und zum Treffpunkt. Verpflegung, Laufräder, Getränke und viiiiiel zu Essen in den Bus. Kurze Abstimmung mit Helmut, der uns im Lauf des Tages alle 60-70 Kilometer aufpicken und verpflegen wird. Wie wichtig dieser Bus mitsamt dem Fahrer sein wird, ist uns noch nicht so ganz klar.

Bei lustigem Nieselregen auf die Räder und ab in Richtung Oberjoch. Die Stirnlampen und die Funzeln an den Rennern leuchten die unwirkliche Szenerie malerisch romantisch aus. Sicht gleich Null, dicke Pfützen auf der Straße, neckische spiegelnde Gullideckel und kaum erkennbare Steinchen. Oberjoch-Tannheimer Tal – Gaichtpass – Weissenbach – Reutte. Im Tannheimer Tal noch kühler als unten, Nebelschwaden, Regen. Super! Ab Reutte dann schon lustiger Verkehr in Richtung Süden. Wir können in Richtung Lermoos abkürzen und haben dann am Parkplatz Fernsteinhaus schon erste Verpflegungsstation am Bus. Heißer Kaffee, ein Traum. Wäsche wechseln, alles seichnass. 7.30 Uhr, weiter gehts. Fernpass runter im frühmorgendlichen Urlaubsverkehr. Ungläubiges Staunen der im warmen Auto sitzenden Erholungssuchenden. Werner kennt die Strecke und mögliche Varianten. Also weg von der Hauptstraße und hoch über ruppiges Uphillstück bis zum Einfädeln in Richtung Telfs. Hier rollts dann schon richtig gut. In Innsbruck kurzer Kontakt zum Bus und weiter zur alten Brennerstraße. Kurz vor Matrei Stress pur. Wegen Murenabgang Straße gesperrt. Ein nettes Einsatzfahrzung mit einem österreichischen Uniformträger belehrt uns charmant, dass auch für Radfahrer Sperrschilder gelten. Und jetzt? Bus schon auf der Highway. Die Autoriätsperson empfiehlt uns sehr deutlich, zurück nach Innsbruck zu pedalieren und dann die andere Talseite zu erklimmen. Geht ja gar nicht! Da würden wir den Zeitplan nie schaffen und Brotzeit und Häs wäre in weiter, weiter Ferne. Angesichts unserer spürbaren Ratlosigkeit und einem netten „wenn ihr dann unter der nächsten Mure verschüttet werdet, solls mir auch recht sein“ läßt uns der Sheriff passieren, dem folgenden Capo der Baustelle ist es völlig wurscht. Puh, Glück gehabt. Weiter gehts Richtung Brenner, den wir dann bald erreichen. Oben lacht schon die Sonne, der Wetterbericht hat Recht gehabt. Nach einer ordentlichen Rast weht uns ein fetter Rückenwind neben der jetzt schon überfüllten Autobahn in Richtung Bolzano! 28 Grad, Sonne, Klamotten weg!

Netterweise sind dann in den Ortschaften ein paar Tunnels für Radfahrer gesperrt. Also zurück und Alternativen durch die Ortschaften suchen. Kein Thema, sind gut im Zeitplan. Ab Bolzano dann auf den Etsch-Radweg. Die volle Schau!! Feinster Teer, Rückenwind wie im Kino und Druck auf dem Pedal. Wie geil! Auch ein Plättchen (na bei wem wohl) kann die leistungsbereite und leistungsstarke Truppe nicht aufhalten. Mit Highspeed (Rückwind und gute Beine) donnern wir in Richtung Trento und weiter nach Rovereto. Die Pizza naht! Die letzten 30 Kilometer macht sich dann schon dieses unbeschreibliche Gefühl breit, es trotz miesem Wetter angegangen und auch geschafft zu haben. Der Anblick auf den See beim Sonnenuntergang nach über 370 Kilometer ist der absolute Hammer. Runter zum See, Anita und Werner noch rein in die Pfütze, Bus einladen und den Menschenmassen entfliehen, die sich hier den Samstagabend gestalten. In Mori eine gute Pizza und rein in den Bus.  Kurz vor 3 Uhr und einigen kurzen komatösen Aussetzern im Bus liefert uns unser Fahrer wohlbehalten wieder am Ausgangsort ab.

Ein mega genialer Tag, eine unfassbare tolle Fahrt in den Süden, keine kitzelige Situation und alle gesund wieder daheim.

Vielen Dank an unsere geduldigen Fahrer!

Persönlicher Verbrauch ohne Frühstück und abendlicher Pizza: 8 Flaschen Iso-Mix, 3 alkofreie Biere (2 davon aus fast „Ex“), ein halbes Blech Reiskuchen der Gemahlin, 1 Gel, 2 Semmel, 3 Landjäger, 3 Kaffee, 1 Schlauch. Fahrt auf 2x erfasst, da Garmin 1 nach 13 Stunden bedenkliche Meldungen brachte und Garmin 2 den Rest machen musste.

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