Es ist ja nun nicht das erste Mal, das sich – in diesem Fall drei – unerschrockene Rennradfahrer an eine richtig lange Langstrecke gemacht haben, aber wenn man dann um 5.13 Uhr (!!) den Garmin startet und die Radschuhe in das Sportgerät einklickt, fragt man sich doch, ob das so ganz den üblichen Gepflogenheiten in Mitteleuropa entspricht. Egal, zugesagt bedeutet mitgefahren. Die Vorgabe von Streckenchef Werner war klar: in einem Rutsch von Dornbirn (hier war unser Auto deponiert) nach Locarno am Lago Maggiore.

Tag 1 Dornbirn-Locarno (221 Kilometer, 2615 Höhenmeter, netto Fahrzeit 9.24 Stunden)

Von Dornbirn ging es über Feldkirch und Liechtenstein im Dreierteam (Anita, Werner, Helmut) weiter nach Chur. Über ordentliche Radwege neben den Hauptstraßen und ruhigeren Nebenstraßen gings recht flott Richtung Süden, einzig der morgendliche Berufsverkehr in den größeren Ortschaften nervte. Besonders erfreulich war, das uns ein strammes Gegenwindchen die nächsten 220 Kilometer begleiten sollte. Ab Chur wurde die Strecke landschaftlich sehr interessant, es gab viel zu sehen. Höhepunkt wie immer die Passage an der Via Mala. Lang pausiert wurde nirgends. Kurz Brotzeit gemacht, ein paar Bilder geschossen und weiter gings. Entlang des Sufner Sees in Richtung Ort Splügen und über den sehr schön zu fahrenden (bis auf den heftigen Gegenwind) San Bernardino auf knapp 2100 Meter. Kaum Verkehr auf der Abfahrt in Richtung Mesocco, allerdings weiterhin windig und deutlich wärmer als oben am Pass. Zwischenziel war der Bahnhof in Bellinzona, hier wurden die Tickets für den Transfer am nächsten Tag nach Arth-Goldau gekauft, um auch ganz sicher einen Platz im Zug für Mensch&Material zu haben. Unser Streckenchef hatte sich für Tag 2 interessante Variante ausgedacht. Von Bellinzona ging es dann nochmal 25 Kilometer ausschließlich auf Radwegen an den Lago Maggiore. Anita und Werner nutzten die Ankunft gleich zu einer Schwimmeinheit im Lago, danach wurde zügig der Supermercato aufgesucht um dann doch etwas angeknackst das Quartier aufzusuchen. Nach mehreren Diskussionen wurde uns erlaubt, die Bicis fast bis mit aufs Zimmer zu nehmen, was 3 Stockwerke zusätzlicher Höhenmeter bedeutete. Das eher spartanisch ausgestattete Zimmer direkt unter dem Dach versprach bei gut 30 Grad eine (sehr) warme und (sehr) kurze Nacht.




 

Tag 2: Locarno-Bellinzona (22 Kilometer, 100 Höhenmeter, 61 Minuten) – Zugtransfer – Goldau-Dornbirn (133 Kilometer, 2050 Höhenmeter, 6.15 Stunden im Sattel)

Romantischer Weckruf durch den Streckenchef um 4.15 Uhr, 4.34 Uhr im Sattel. Warum? Der Zug ging in Bellinzone um 6.00 Uhr sollte nicht ohne uns Abfahren. So gings dann bei spärlicher Beleuchtung über regennasse Radwege zurück von Locarno zum Bahnhof in Bellinzona. 20 Minuten verblieben noch zu einem üppigen Frühstück in der Stazione (=1 Cappucino, 2 Cornetti), dann gings schon ab in einem topmodernen Zug nach Arth-Goldau in der Nähe vom Vierwaldstättersee mitten im Schweizerländli. Punkt 7.08 Uhr wurde wieder in die Pedale eingeklickt, um sofort die ersten 400 Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Über den Steinerberg gings hoch nach Sattel, tolles Panorama, sehr angenehme Temperaturen. Einziges Manko: viel, wirklich viel Verkehr. Der Grund war erst in Watwil zu sehen – Großbaustelle mit entsprechenden Umleitungen. Aber die Strecke an sich wunderschön zu fahren. Kleine Ortschaften, tolle Landschaft und bestes Radlwetter. Über einen Damm ging es über den Zürisee nach Rapperswil. Kurze Brotzeit an der Seepromenade und weiter in Richtung Appenzell. Ab Wattwil führt uns das Komoot-Routing dann auf richtigen tollen Strecken und fetzigen Anstiegen durch Bilderbuch-Schwyz. Sehr schön! Die Ecke muss nochmal gefahren werden!